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Zwischenstopp Coca Beach- ein Guesthouse, zwei Strände, ein Aussichtspunkt

Da wir weiter wollten, aber noch nicht nach Maumere landeten wir auf halber Strecke in Coca Beach zwischen. Diesen Namen hatten wir in Moni häufig gehört, so dass wir uns dazu hinreißen ließen, mal vorbeizuschauen. Zum Glück hatte uns unsere nette Gastmutter den wirklichen Preis für den local bus genannt und ihr Sohn hatte ihn uns angehalten. So konnte ich souverän und, wie in Indonesien üblich, lächelnd die Verhandlung mit dem Busfahrer führen. Da wir an der Hauptstraße herausgelassen wurden, hatten wir noch einen kleinen Fußmarsch vor uns, hatte man uns gesagt. Es artete in einen über 30 minütigen Marsch in schwüler Hitze mit kompletten Gepäck aus. Das sind bei mir inzwischen circa 16 kg im großen Rucksack und mit Wasser und Snacks für den Tag circa 10 kg im „kleinen“ Backpack vorne. Vollkommen durchgeschwitzt erreichten wir das Ende der kleinen Straße, vor uns ein wunderschönes zweigeteilter Strand. Wir wurden von ein paar Einheimischen angestarrt, aber ansonsten sahen wir niemanden. Ein paar verlassene Picknickhütten und eine größere Hütte mit überdachten Tischen. Dann gehen wir da mal rein. Ich traue meinen Augen kaum. Mitten im Nirgendwo grinsen mich zwei Italiener an, die mit mir auf der Komodo-Bootstour waren. Und damit hatten wir auch schon die einzige Unterkunft in Coca Beach gefunden. Nachdem wir ein Frühstück bekommen hatten, erkundeten wir die Gegend, was sehr schnell erledigt war. Hier gab es wirklich nichts zu tun. Perfekt! Ich holte mein Strandtuch, legte mich in den Schatten und las. Stundenlang! 🙂 Kurz nachdem mein Buch fertig war fragten die Italiener, ob wir mit auf den Aussichtshügel klettern wollten. Warum nicht…. Der Ausblick war wirklich schön! Als wir wieder herunter kamen, war wie so häufig, wie aus dem Nichts ein Mensch aufgetaucht, der die angekündigten 30 Cent Eintritt kassierte. Kurz den Schweiß vom Auf- und Abstieg im Meer abwaschen und wieder in den Schatten. Coca Beach war irgendwie magisch. Ich kam an und war entspannt. Leider stellte Julie fest, dass sie nicht übernachten konnte, da sie dann zu knapp zu ihrem Flug in Maumere ankommen würde. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander. Wir haben schließlich viel gemeinsam erlebt in Flores, Schönes, Anstrengendes und Skurriles. Und uns war beiden bewusst, dass wir, wären wir jeweils alleine unterwegs gewesen, nicht so viel erlebt hätten. Da die Italiener Sparfüchse waren luden sie mich gleich ein, mit zu ihnen ins Zimmer zu gehen. Warum nicht. Im Boot hatten wir ja auch alle zusammen geschlafen und ehrlich gesagt fühlte ich mich an diesem einsamen Strand ein bisschen sicherer, wenn ich nicht alleine in einer Hüte wäre. Der nächste Tag ging so weiter wie der erste. Nichts zu tun, einfach entspannt im Schatten lesen und dösen. Dann wurde es auf einmal lebendiger und es kamen doch wirklcih insgesamt fünf andere Touristen an den Coca Beach. Meine Sparfüchse witterten die Chance, als sie einen der anderen Touristen kannten. Dieser war mit wieder anderen in einem privat car unterwegs nach Maumere. Also sprangen wir spontan und noch nass nach der schnellen Dusche nach dem Meer mit in das Auto. Dieser Zufall sollte sich als Glücksgriff erweisen, denn da ich die ganze Zeit in Flores ohne Internet und mobile Daten unterwegs war, hatte ich keine Ahnung, wo ich in Maumere unterkommen sollte. Also nahmen wir einfach das, was die anderen schon herausgesucht hatten. Und durch diesen glücklichen Zufall lernte ich Susi kennen, die Müllkönigin und inspirierende Frau von Maumere.

   

Moni- Reggae und Stress bei den Drei-Kraterseen-Vulkanen

Wieder ging es weiter nach Osten, mit dem local bus. Ein Wort zu diesen. Man gewöhnt sich recht schnell an den Fakt, dass man nicht so genau weiß, wann der Bus genau fährt. Man gewöhnt sich etwas weniger schnell daran, dass der Sitznachbar anstatt einer Tasche ein Huhn an den Beinen getragen als Tasche hat. Immer wieder erstaunt ist man, dass in einen nach europäischen Standard gedacht vollen Bus noch mindestens fünf bis zehn Leute dazu passen plus ihr und das Gepäck diverser fremder Menschen, die den Bus gar nicht nehmen. Die Kleinigkeiten wie mangelnde Distanz zum Sitznachbarn, diverse Gerüche, rauchende, rotzende, kotzende Sitznachbarn zähle ich mal zu den Seiterscheinungen, die zur Gewohnheit werden. Auch der Anblick von auf den Dach eingepackten Hunden war schon fast ein gewohnter. Das Menschen auf dem Bus mitfahren und der Fahrerassistent während der Fahrt durch bergige Straßen an der Seite des Busses langklettert…. ok. Auf dieser Fahrt lernten wir eine weitere Seite des indonesisch-florentinischen Optimismus kennen. Auf unserem Dach fuhr eine Ziege mit. Ob sie in irgendeiner Form festgebunden war, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass dieses arme Tier auf dem Dach stehend die kurvenreichen, bergigen 177 km von Bajawa nach Moni mitfuhr. In jeder Kurve hörte man das hektische Trappeln der Hufe auf dem Dach und in jeder Kurve hoffte ich inständig, dass nicht auf einmal eine Ziege an der Seite des Busses geflogen kommt. Die Ziege überstand die Fahrt. Wir auch 🙂 Trotzdem waren wir nach diesen letzten Tagen ganz schön geplättet und beschlossen an diesem Nachmittag nur noch Dinge in Laufnähe unseres homestays zu machen.

Direkt unterhalb der einzigen Straße des „modernen“ Monis, lag das ursprüngliche Dorf. Die Hütten und kleinen Wege zwischen diesen waren wirklich sehr einfach Direkt kamen Kinder auf uns zugestürrmt und wollten Fotos von sich gemacht bekommen. Sie lieben es total zu posen und sich danach die Bilder zeigen zu lassen und sich schlapp zu lachen. So entstanden ein paar schöne Fotos der Kinder des Dorfes. Der Dorfplatz sah ähnlich aus, wie die Disneylanddorfplätze die wir am Tag zuvor in der Nähe von Bajawa besichtigt hatten. Die Kultur lebt also noch in der Realität.

Seltsame Monolithen und strohbedeckte Häuser neben einen zentralen Platz für die Gräber. Wir verabschiedeten uns von den Kids und gingen weiter.

Direkt unterhalb unserer Unterkunft, fanden wir einen schönen Wasserfall. Über abenteuerliche Bambusbrücken gelangte man zu einem weiteren Wasserfall, für den wir wieder ein kleines Eintrittsgeld bezahlten. Wer allerdings behauptet das man in diesem Wasserfall schwimmen kann, hat eine andere Vorstellung von „Schwimmen“ als ich. Das Wasser ging einem vielleicht bis zu den Knien und war viel viel zu kalt! Nachdem wir an diesem Wasserfall wirklich drei anderen Touristen (!) begegnet waren und einen kleinen typischen travellertalk gehalten hatten, machten wir uns noch auf den Weg, die heißen Quellen zu suchen. Da wir in unserer Unterkunft keine Dusche gefunden hatten, wollten wir nämlich ganz im local style in der freien Natur baden. Da der Wasserfall zu kalt war, auf zu den heißen Quellen. Es gibt einen Grund, warum es kein Foto von den heißen Quellen gibt. Wir liefen circa eine Stunde über Hauptstraßen und Baustellen. Schließlich kamen wir an die markierte Stelle. Wo war hier eine heiße Quelle?! Zwischen den Reisfeldern entdeckten wir schließlich in einem kleinen Abteil eine Menschensammlung in schlammigen Wasser. Das war die heiße Quelle? Wir waren wirklich verwöhnt von unseren heißen Quellen um Bajawa, aber dieses Schlammloch inmitten von Reisfeldern? Jeder von euch der schon einmal Reisfelder gesehen hat, kann glaube ich gut nachvollziehen, warum man nicht zwischen diesen baden will! Sie sind einfach voller Viecher und Dreck. Enttäuscht machten wir uns auf den Heimweg. Im Homestay angekommen entdeckte ich dann schließlich doch noch eine Dusche, zwar etwas abenteuerlich, aber dafür mit warmen Wasser aus der heißen Quelle 😉

Am Abend trudelten wir in einem von circa drei Lokalen in Moni ein, um etwas zu essen. Dort sahen wir vier weitere Touristen. Etwas abseits jammten ein paar Musiker und ich schaute zu ihnen rüber und fragte „When does the concert start?“ und schon hatten wir neue Freunde. Es startete damit, dass der Drummer sich mit einer Gitarre zu uns setzte. Am Ende waren drei Musiker der lokalen Reggaeband bei uns am Tisch und wir sangen und jammten miteinander. Ich brachte ihnen „Leaving on a jetplane“ bei und direkt feilten sie an der Reggaeversion davon. In Indonesien gibt es wirklich eine Reggaeversion von fast jedem Lied. Was für ein schöner Abend!

Für den nächsten morgen hatten wir uns schon die Fahrt zu DER Attraktion von Flores organisiert, den Kelimutu. Der Kelimutu ist ein Zusammenschluss von insgesamt drei Kraterseen, die ihre Farbe wechseln. Das passiert natürlich nicht von jetzt auf gleich, aber über ein paar Jahre betrachtet, können sie die Farbe komplett wechseln. Zwei der Seen liegen dekorativ zusammen, der dritte etwas abseits. Wir hatten mit unserem Fahrer ausgemacht, dass er uns holt, zwei Stunden auf uns wartet und dann wieder zurückbringt, für 200.000 Rupiah. 50.000 hatten wir am Vortag schon angezahlt. Als wir los wollten kam auf einmal der „Bruder“ unseres eigentlichen Fahrers und anstatt des modernen Autos ein gammeliger Britschenwagen und wir drehten erst einmal in die falsche Richtung ab, tanken. Der Fahrer begann zu verstehen zu geben, dass er jetzt das Geld bräuchte um zu tanken. Der ganze Typ kam mir komisch vor, doch da sich nichts bewegte gaben wir ihm weitere 100.000. Ich hatte kein gutes Gefühl mit ihm, sagte mir aber, dass mich in Indonesien noch nie jemand betrogen hat. Und wirklich, er fing an zu tanken. Dann ging es in einem selbst für indonesische Verhältnisse crassen Fahrstil hoch zum Eingang vom Kelimutu. Auf dem Weg stoppten wir allerdings nochmal auf Höhe der Reisfelder-heißen-Quelle, wo er eine viertel Stunde mit anderen Touristen irgendeinen Transport verhandelte. Wir waren inzwischen schon leicht genervt, wollten uns aber unseren Tag nicht vermiesen lassen. Endlich am Parkplatz angekommen meinte er, „You got half an hour!“. Was? In einer halben Stunde ist man gerade mal hoch gelaufen. Wir wehrten uns heftig. Das war anders ausgemacht. Ich verlangte das Geld zurück, er weigerte sich. Nach furchtbar ätzenden Diskussionen ließ er sich auf eine Stunde ein. Ich war angepisst, Julie kochte vor Wut! Julie stapfte voraus und ich ließ ihr ihren Raum.

Der Kelimutu war beeindruckender als ich gedacht habe. Ich hatte mir die Becken kleiner vorgestellt und weiter weg. Auf den Fotos kommen die Dimensionen (mal wieder) nicht richtig raus. Die zwei Seen, die ihr auf den Fotos seht, sind die zusammen liegenden, der dritte hat zur Zeit eine dunkelbraune Farbe, mit der er nicht gerade sehr fotogen ist. Leider etwas gehetzt durch unser Zeitlimit, liefen wir am Kraterrand entlang und zu einem Aussichtspunkt (außer uns waren noch zwei andere Touristen an DER Touristenattraktion von Flores. Wieder einmal zog ich innerlich den Hut vor Mutter Natur für ein weiteres Meisterwerk.

Wir waren gespannt, ob wir am Parkplatz unser Auto noch finden würden. Er war noch da. Er versuchte etwas gute Stimmung zu machen und fragte wie es uns gefallen habe, aber wir waren immer noch sauer. Als er nach drei Viertel der Strecke an einem Kiosk anhielt und das restliche Geld verlangte, um sich Zigaretten zu kaufen, war es zu viel. Bestimmt sagten wir, dass wir ihm nichts geben würden bevor wir nicht zurück im Ort seien und wir hätten auch kein Geld mehr mit (was für mich wirklich stimmte, da der einzige ATM in der Stadt nicht mit meiner Karte funktionierte). Als Julie ihren leeren Geldbeutel zeigte, riss er ihn ihr aus der Hand. Als sie ihn zurücknehmen wollte hinderte er sie daran. Julie wurde panisch „Get out of the car!“ schrie sie mich an. Wir kannten den Weg nachhause und lieber eine halbe Stunde durch die Hitze laufen anstatt weiter mit diesem Verrückten im Auto! Wenn Julie vorhin sauer war, war sie jetzt vollkommen am durchdrehen. Sie schmiss ihr Handy auf den Boden und fluchte laut. Sie rannte quasi den Weg weiter und begann vor Wut und Schreck zu weinen. Wieder gab ich ihr Raum. Der Geldbeutel war tatsächlich leer, bis auf ihre Kreditkarte. Das war weniger praktisch. Einige Zeit später, kam der Typ angefahren. Er hielt neben Julie und ich sah, wie er ihr den Geldbeutel wiedergab. Er fuhr weiter und wir liefen weiter. Kurz bevor wir am Homestay angekommen waren kam das Auto nochmal und hielt bei Julie. Ich war zu weit weg um zu hören was sie sprachen, aber Julie erzählte mir später, als sie sich wieder beruhigt und ihre Sprache wiedergefunden hatte, dass er gemeint habe, dass er nicht gewollte habe, dass sie weint, er habe auch eine Schwester und es sei ein Missverständnis gewesen. Auf jeden Fall hat es unser Erlebnis Kelimutu etwas getrübt, dass es mit so viel Stress verbunden war.

Das Gute war, nachdem ich Julie nach ihrem Rollercrash wieder auf den Roller hatte steigen sehen, wusste ich, das dauert nicht lange und sie ist wieder die Alte. Und tatsächlich. Ein paar Minuten zurück und wir saßen in dem gleichen Lokal wie am Abend zuvor aßen Mittag um gestärkt in einen weiteren Rollernachmittag zu starten. Einer der Traveller die wir am Tag zuvor am Wasserfall getroffen hatten meinte, es sei die allerbeste Landschaft gewesen, die er in drei Monaten Südostasien gesehen habe. Ja, es war schön, aber um Bajawa herum war es schöner. Mitten auf der kurvenreichen Hauptstraße hupte Julie zweimal, dass Zeichen, das ich anhalten sollte. Sie hatte bei einem vorherigen kurzen Stopp schon gemeint, sie habe das Essen nicht gut vertragen und jetzt war es soweit, die Arme musste wirklich am Straßenrand ihren Darm entleeren. Ich stellte mich mit meinem Roller so vor sie, dass sie zumindest etwas verdeckt war. Dabei war das Restaurant echt ordentlich und Julie hatte das Western food gegessen, Brötchen mit Marmelade. Eigentlich echt ne sichere Wahl. Was die arme Julie in diesen Tagen in denen sie mit mir gereist ist durchgemacht hat, ist wirklich fies. Rollercrash, Geldbeutel weggerissen bekommen und Durchfall am Straßenrand… und immer wieder hat sie ohne Murren weitergemacht. Am Abend gingen wir dann zu unserer Gastmutter und fragten nach Essen. Hier bekamen wir sehr leckeres Essen und ein echt interessantes Gespräch. Sie erklärte mir viel über die Gesellschaft und die Lebensart und wie einfach Menschen auf Flores leben. Hier erfuhren wir auch, dass wir an einen aus der „crazy family“ geraten waren mit der Wahl unseres Fahrers. Die Familie sei im ganzen Ort geächtet, weil sie versuchten Touristen auszutricksen. Es versöhnte mich zu hören, dass mein bisheriges Bild der Indonesier nicht wegen einer verrückten Familie ins Negative verzerrt werden musste. Die schwarzen Schafe gibt es überall. Versöhnt mit dem Tag schlief ich auf meiner Matratze am Boden einen tiefen erholsamen Schlaf.